Digitalisierung ist für den Handel eine absolute und überlebenswichtige Notwendigkeit

Alle Welt spricht über die Chancen und Risiken der Digitalisierung. Wie geht der Handel damit um, und wie bereitet er sich vor? Wie integriert er die Digitalisierung in den Alltag, und was kann er gewinnen? Für Nicolas Henckes, Direktor des Luxemburger Handelsverbands clc, bedeutet die Digitalisierung zunächst eine Chance. „Sie eröffnet dem Handel eine Vielzahl von Möglichkeiten wie Web- Shops, automatische Kassen, elektro- nische Zahlungswege, automatisierte Anrufbeantworter oder Kundenkommuni- kation in die sozialen Netzwerke.“

Nicolas Henckes, Direktor des Luxemburger Handelsverbands clc

Eine absolute Notwendigkeit

Die Digitalisierung ist für die Han- delstreibenden ein Muss, wenn sie ihre Kunden behalten oder neue gewinnen wollen. „Künftig wird man kein Geschäft mehr zu 100 Prozent vorhalten können ohne Präsenz in der digitalen Welt“, so Henckes weiter.„Die Kunden nutzen für ihre Bestel- lungen, Einkäufe und Zahlungswege immer mehr die digitalen Plattfor- men. Außerdem holen sie sich Infos in den sozialen Medien. Sie klicken die Webseiten der Geschäfte an, um sich über Öffnungszeiten, Produkte oder praktische Tipps zu informieren.“
Darüber hinaus bietet die Digitalisie- rung weitere Lösungen speziell für den Handel an. Dazu gehören Ver- waltung, Lagerwesen und insbeson- dere das Inkasso. „Die Digitalisierung erlaubt Zeit- und Kostenersparnis, indem komplexe Aufgaben automa- tisiert werden,“ betont der Direktor. Sie könne sogar zum Wettbewerbs- vorteil werden gegenüber Unterneh- men, die noch nicht auf Digitalisie- rung setzen.

 

Eine Investition in Zeit

Was sind nun die geeignetsten An- wendungen, Plattformen, Software- produkte für die Digitalisierung im Hinblick auf die Kundenansprache? „Die neuen Lösungen passen zu allen Kon gurationen, selbst wenn man nur wenig Interesse daran hat“, sagt Nicolas Henckes und sieht darin eine der Stärken der Digitalisierung.

 

Trotzdem gibt es einige Herausfor- derungen, die allerdings zu meistern sind, wenn der Handel sie entspre- chend berücksichtigt. Da ist zu- nächst der Faktor Zeit. „Die Händler müssen neben ihrer täglichen Arbeit ausreichend Zeit mitbringen, um die digitale Strategie auf den Weg zu bringen.“

 

Dann die Frage der Investition. „Sie ist notwendig, sonst läuft der Händler Gefahr, Schwierigkeiten zu bekommen oder vom Markt zu ver- schwinden. Es handelt sich um eine absolut strategische Entscheidung“, so Henckes weiter. Die Kosten für Hard- und Software seien allerdings in den letzten Jahren gesunken und die Anwendungen mittlerweile weit verbreitet. Selbst für den kleinen Händler in der Innenstadt seien die Im Fokus Tarife inzwischen erschwinglich.

 

Digitale Kompetenzen erwerben

Die Umsetzung digitaler Lösungen ist eine weitere Herausforderung. Deshalb gäbe es Mittel und Wege, sich diese Techniken anzueignen. Etwa durch Eigeninitiative: Denn viele Händler betreiben ihre eigene Kommunikation in den sozialen Netzwerken. Andere wiederum haben ihre eigenen Verkaufssysteme realisiert und zwar über Plattformen, die didaktische Hilfestellungen auch für die weniger af nen Anwender anbieten. Wie auch das Ziel aussehen mag, die Händler, die den digitalen Schritt noch nicht gewagt haben, werden dringend aufgefordert, ihr Geschäftsmodell zu überdenken und sich der Digitalisierung zu öffnen.

 

Ausbildung und Sensibilisierung

Wie unterstützt der Handelsverband seine Mitglieder in diesem Bereich? Zunächst geht es um die Sensibilisie- rung. „Wir organisieren regelmäßig Infoveranstaltungen für unsere Mit- glieder zu den digitalen Themen. Wir sehen, dass sich einige Händler damit schwer tun. Aber wenn sie den digi- talen Weg nicht beschreiten, werden sie vom Markt verschwinden“, erklärt Nicolas Henckes. Darüber hinauswird der Verband in den nächsten Monaten ein Fortbildungsprogramm wie Fit 4 Digital auf den Weg bringen, um kleine Händler in die Digitalisierung zu begleiten. Das Programm von Luxinnovation diagnostiziert die digitalen Bedürfnisse des Unterneh- mens und errechnet die möglichen Gewinne. Dazu gibt es Tipps, wie die geeignetste Lösung unter Berück- sichtigung des Personals aussehen könnte.

 

Digitalisierung als Steckenpferd des Verbands

Wie Digitalisierung geht, zeigt auch Fit 4 Services, ein vom Staat nan- ziertes Projekt, das die Unternehmen bei der Servicequalität unterstützt. Die Digitalisierung wird ein Leucht- turmprojekt 2018. Nicolas Henckes, seit Juni letzten Jahres an Bord des clc, hat daraus sein Steckenpferd gemacht. Er möchte die Kommu- nikation verstärken und nach dem Best-Practise-Modell die besten Beispiele der Branche aufzeigen. Eine gute Umsetzung in der Praxis sei eben besser als die reine Theorie.

 

Herausforderung Datenschutz

Sicherheit und Datenschutz gehören dieses Jahr zu den Hauptarbeitsthe- men des Verbands. Die Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung Mitte 2018 ist eine der großen Herausforderungen für den Handel in diesem Jahr. Diese Regelung betrifft den Datenschutz in Europa und gilt für alle EU-Mitgliedsstaaten. Der gesamte Handel werde künftig diese Verordnungen und Vorschriften berücksichtigen müssen, so Henckes.
„Ob es sich um Produktkonzeptionen, Dienstleistungen, den Umgang mit Kundeninformationen, Hard- und Softwareanwendungen handelt, die personenbezogenen Daten müssen nach strengen Kriterien behandelt und geschützt werden. Bei Nicht- beachtung drohen Strafen.“

 

Große Auswirkungen für den Handel

Nach Meinung Henckes hat diese Verordnung allerdings die Besonder- heiten der klein- und mittelständi- schen Unternehmen nicht berücksich- tigt. „Deshalb sind wir der Meinung, dass sie kurz- oder mittelfristig eine Novellierung braucht, um Kleinst- unternehmen sowie den Klein- und Mittelstand so zu stellen, dass sie nicht stärker belastet werden als Großunternehmen.“

 

Daher bereitet sich der Verband aktiv auf die Umsetzung der Daten- schutzgrundverordnung vor. Die clc plant eine spezi sche Kommu- nikation zu diesem Thema für ihre Mitglieder, insbesondere für Inhaber von kleinen Handels-, Transport- und Dienstleistungsunternehmen, um sich schnell auf die Anforderungen der neuen Verordnung einzustellen und die entsprechenden Maßnahmen umzusetzen.